Berliner Morgenpost: Musk übernimmt sich / Kommentar von Dirk Hautkapp

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Berlin (ots)

Nichts gegen Visionen und ambitionierte Pläne. Und ja: Elon Musk gehört zu den herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten des noch jungen Jahrhunderts. Aber was sich der mit Siebenmeilenstiefeln durch die Weltgeschichte rasende Multimilliardär mit dem Twitter-Vögelchen, und denen, die bisher für den digitalen Marktplatz arbeiteten, leistet, ist ein böser Treppenwitz. Tausenden via E-Mail im Handstreich zu kündigen, ist selbst auf dem Tummelplatz für Raubtierkapitalisten namens USA eine Grenzüberschreitung. Die Justiz wird sich das genau ansehen, noch hat Musk hier nicht gewonnen. Noch irritierender ist die Art und Weise, in der Musk in Alleinherrschermanier die zugegeben hinterfragungswürdigen Geschäftsabläufe über den Haufen wirft und Lösungen aus dem Ärmel schüttelt, etwa das kostenpflichtige Echtheitszertifikat für jeden Kontoinhaber, das der Markt aber nicht will.

Dazu kommen grundsätzliche Bedenken: Twitter hat als Drehscheibe und Beschleuniger von global relevanten Nachrichten eine besondere Verantwortung, Informationen von Desinformation zu trennen und Hass und Hetze zu unterbinden. Man hat in den Tagen, seit Musk für viel zu viel Geld Twitter gekauft hat, nicht den Eindruck gewinnen können, dass hier Besserung eingetreten ist. Im Gegenteil. Musk persönlich hat sich als Dreckschleuder hervorgetan, der eine einwöchige Denkpause ganz guttäte. Der auf zu vielen Hochzeiten tanzende Unternehmer hinterlässt zunehmend den Eindruck, sich persönlich und finanziell zu übernehmen. Kann die Werbewirtschaft, ohne die Twitter geradewegs in die Pleite fliegt, Musk ausbremsen und zu ordentlichem Wirtschaften zwingen? Hoffentlich.

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