Hype in Abwicklung, Kommentar zu Spacs von Christoph Ruhkamp

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Frankfurt (ots)

Zwei Jahre lang dauerte der Hype der Spacs (Special Acquisition Companies). Mit Hilfe der Übernahmevehikel, die das Geld der Investoren vorab für eine noch zu tätigende Akquisition erhalten, kamen Hunderte von Unternehmen rascher als mit herkömmlichen IPOs an die Börse. Die Gebühren bei den flankierenden Kapitalerhöhungen und den Fusionen brachten Investmentbanken wie Credit Suisse, Citigroup und Goldman Sachs mehrere Milliarden ein.

Für Investoren dagegen waren viele der Spacs, die allein 2021 in Summe 166 Mrd. Dollar eingesammelt haben und 226 Akquisitionen tätigten, kein gutes Investment. Ein Schlaglicht darauf wirft das US-Elektrofahrzeug-Start-up Electric Last Mile. Nur ein Jahr nach der Börsennotierung per Spac-Fusion hat die Firma jetzt ihre Abwicklung per Chapter 7 beschlossen. Der Kurs hat seit Jahresbeginn mehr als 90 % eingebüßt.

Steigende Zinssätze und ein schwächelnder Aktienmarkt haben die Enttäuschung der Anleger über Spacs verstärkt. Hinzu kommt die verschärfte Regulierung durch die SEC. In Zeiten negativer Zinsen waren die Vehikel beliebte Parkstationen für die Liquiditätsmilliarden institutioneller Investoren, die dort eine Minimalverzinsung erhielten, solange die Spacs noch kein Übernahmeziel gefunden haben. Bei Ankündigung einer unerwünschten Akquisition konnten sie dagegen stimmen und ihre Aktie zum Standardausgabepreis von 10 Dollar oder 10 Euro wieder zurückgeben, ohne einen Verlust zu machen. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. Die Anleiherenditen steigen wieder, und deshalb gibt es lukrativere Verzinsungen als die der Spacs.

Neue Spacs gibt es kaum noch, und fast 600 Spacs notieren an der Börse – überwiegend in den USA -, die noch kein Übernahmeziel gefunden haben. Bei etwa der Hälfte läuft die typische Zweijahresfrist für eine Akquisition in den nächsten zwölf Monaten ab. Das lässt eine Welle von Abwicklungen erwarten.

Während des Hypes gehörten die Spac-Gründer stets zu den Gewinnern. Sie machten – weil sie in der Regel 20 % der Aktien kostenlos erhielten – auch dann ihren Schnitt, wenn sich der Kurs schlecht entwickelte. Doch diejenigen Gründer, die bis jetzt noch nicht reich geworden sind, werden es wohl auch nicht mehr. Bei den Abwicklungen werden sie – in den meisten Fällen auch ganz persönlich – auf den bis dahin aufgelaufenen Millionenkosten sitzen bleiben. Mitleid muss das nicht erregen. Es handelt sich ja meist um erfahrene Börsenprofis und oft auch um wohlhabende Prominente, die das Risiko kannten und es meist auch ohne Probleme werden tragen können.

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