Landesbühne holt Aufführung von Februar nach

[ad_1]



„Das weiße Dorf“ am 28. März in der Aula

Am 28. März spielt die BLB „Das weiße Dorf“ in der Aula Alte Steige BLB / Peter Empl


Sind selbstoptimierten Menschen noch fähig, wahre Gefühle zu empfinden oder werden Emotionen zu beliebig austauschbaren Waren? Wie verändert der Kapitalismus das Liebesleben? Diesen Fragen geht die Badische Landesbühne am Dienstag, 28. März, mit der Aufführung von Teresa Doplers „Das weiße Dorf“ nach. Die Inszenierung von Petra Jenni beginnt um 19.30 Uhr in der Aula Alte Steige. Ursprünglich war das Stück für Ende Februar geplant, musste krankheitsbedingt jedoch verschoben werden. 



An Deck eines Kreuzfahrtschiffs auf dem Amazonas begegnen sich Ruth und Jean wieder. Vor einigen Jahren waren sie ein Paar, haben sich dann aber aus Karrieregründen getrennt. Das ungeplante Wiedersehen raubt ihnen zwar kurz den Atem, doch schnell fangen sie sich wieder. Täglich treffen sie sich nun an der Reling. Zunächst scheinbar zufällig, dann bewusst. Sie schauen auf die vorbeiziehende Landschaft, checken sich ab und plaudern ungezwungen über ihre beruflichen Erfolge, ihre Lebensentwürfe und ihre aktuellen Partnerschaften. 



Das schwüle Klima drückt, die Luft zwischen ihnen flirrt. Sie scherzen, flirten, lachen viel und bestätigen sich, dass es nichts zu bedeuten habe, sie seien ja beide „Menschen, die nichts so schnell aus der Bahn“ werfe. Doch nach und nach bekommt die glatte Oberfläche der beiden dauerzufriedenen Selbstoptimierer Risse und eine nie verheilte Wunde klafft jäh wieder auf.



„Das weiße Dorf“ ist ein komisch-trauriges Porträt zweier Menschen, die das auf Rendite-fokussierte, ökonomische Erfolgsdenken so sehr verinnerlicht haben, dass es auch ihr privates Gefühlsleben bestimmt. „Beide Figuren sind absolute Vernunftmenschen, ehrgeizig und offenbar in allen Lebensbereichen sehr erfolgreich, also typische Vertreter unserer durchrationalisierten Leistungsgesellschaft“, sagt Regisseurin Petra Jenni.



Die beiden Protagonisten beteuern unablässig, wie glücklich und zufrieden sie mit allem sind. Dennoch umgibt sie eine tiefe Melancholie. Einerseits spürt man die Sehnsucht nach einem sinnerfüllteren Leben, das von einer vielleicht irrationalen Liebe begleitet wird. Andererseits spürt man aber auch die Kraftlosigkeit, sich aus der eigenen Lebenslüge zu befreien, denn die Angst vor unberechenbaren Emotionen ist zu groß.



Doplers Stück zeichnet sich durch formalen und sprachlichen Minimalismus aus. Die knappen Dialoge wirken auf den ersten Blick fast etwas oberflächlich, lassen in wenigen Worten aber sehr viel anklingen.



Jenni bringt das vielschichtige Zweipersonenstück mit Thilo Langer und Nadine Pape auf die Wertheimer Bühne. Ausstatter Georg Burger hat dafür ein abstraktes weißes Bühnenbild entworfen, das an ein Kreuzfahrtschiff erinnert, aber auch an das spanische weiße Dorf, das im Stück als Sehnsuchtsort imaginiert wird.



Die einzigen mobilen Bühnenelemente sind drei weiße Allerweltsplastikstühle – sogenannte Monoblocs – welche durch ihre serielle Produktion den rationellen Kapitalismus symbolisieren.



Jenni arbeitet in ihrer Inszenierung zudem mit Projektionen. Die Videos von Marco Kreuzer zeigen Körperaufnahmen und Berührungen der beiden Figuren, die sich mit Naturbildern aus dem Urwald verweben. Sind es Erinnerungsbilder oder Wunschvorstellungen? Das bleibt der Phantasie und der Interpretation des Publikums überlassen.



Karten gibt es im Vorverkauf bei der Buchhandlung Buchheim, Telefon 09342/1320, E-Mail: wertheim@schoeningh-buch.de

Quelle : Wertheim.de

Notrufnummern Deutschland

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen