„Reichenau unter Wasser“: Baden-Württemberg.de

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Das Tauchprojekt „Reichenau unter Wasser“ des Landesamts für Denkmalpflege untersucht im Bodensee Pfahlreihen aus dem Jahrhundert der Klostergründung. Damit schlägt es ein neues Kapitel in der Erforschung der Welterbestätte Insel Reichenau auf.

Bei aktuellen taucharchäologischen Forschungen des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart in der Flachwasserzone um das Welterbe Klosterinsel Reichenau im Bodensee wurden vor dem Nordufer drei Pfahlreihen entdeckt. Das Projekt „Reichenau unter Wasser“ geht nun der Frage nach, welchen Zweck die Pfahlreihen erfüllten und wie sie mit dem Inselkloster in Verbindung standen. Zum Ende der diesjährigen Forschungskampagne präsentierte das LAD am 1. März 2023 bei einem Pressetermin in Reichenau-Mittelzell erste Untersuchungsergebnisse. Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter des LAD sowie ein Mitarbeiter der zuständigen Firma für Taucharchäologie, „UwArc“.

„Die längste der drei Pfahlreihen erstreckt sich über 600 Meter zwischen Sankt Georg und Schopflen“, erklärte Landesarchäologe Prof. Dr. Dirk Krausse. Eine weitere 500 Meter lange Reihe liege vor der Bucht beim Bauernhorn westlich von Mittelzell. Eine kürzere Pfahlsetzung erstrecke sich zudem vor Niederzell, so Krausse weiter. Im Rahmen der taucharchäologischen Untersuchungen seien von der beauftragten Firma UwArc 1.300 Pfähle eingemessen worden, wobei ein Teil einsedimentiert und daher nicht sichtbar sei. Der Gesamtbestand könne auf zirka 2.500 Stück beziffert werden. „Die Stämme oder Spaltlinge wurden mit Metalläxten angespitzt und bestehen vorwiegend aus Eichenholz“, ergänzte Dr. Bertram Jenisch vom Fachgebiet Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit am LAD. 

Pfahlreihen aus der Blütezeit des Inselklosters

Dr. Oliver Nelle vom Dendrochronologischen Labor Hemmenhofen des LAD konnte bereits für mehrere Bäume das einheitliche Fälldatum 909 nach Christus ermitteln. Die Errichtung der Pfahlreihen fallen demnach laut der Einschätzung von Dr. Bertram Jenisch in die Amtszeit von Hatto III., einem der schillerndsten Äbte der Reichenau. Hatto (geboren um 850; gestorben am 15. Mai 913) war von 888 bis 913 Abt des Klosters Reichenau und anderer Reichsklöster sowie Erzbischof von Mainz. Er war Kanzler mehrerer deutscher Könige und damit einer der mächtigsten Männer am Übergang des neunten zum zehnten Jahrhundert. In seine Zeit als Abt fällt der Neubau des Münsters und von Sankt Georg in Oberzell.

Die Archäologinnen und Archäologen vermuten, dass die Pfahlreihen in der Blütezeit des Inselklosters zur Lenkung des Schiffsverkehrs am Nordufer der Reichenau angelegt wurden. Dr. Julia Goldhammer, Referentin für Feuchtbodenarchäologie am LAD, sagte: „Der vorliegende Befund bestätigt, dass die archäologische Betrachtung von Landschaften nicht an den Ufern von Gewässern enden darf. Unter Wasser verbergen sich oft spannende Strukturen, die mit Befunden an Land in Verbindung stehen.“

Neues Kapitel in der Erforschung der Welterbestätte

Die Insel Reichenau gehört seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bisher umfasst der geschützte Bereich die Fläche der Insel bis zur Uferzone.

Die zuständige Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Nicole Razavi, sagte: „Die Untersuchungen der Flachwasserzone schlagen ein neues Kapitel in der Erforschung der Welterbestätte Insel Reichenau auf. Man darf auf die Ergebnisse gespannt sein!“

Susanne Bay, Regierungspräsidentin des Regierungspräsidiums Stuttgart, teilte anlässlich des Termins mit: „Die ersten Untersuchungsergebnisse machen deutlich, wie umfangreich sich die Raumplanung rund um das Kloster schon im Mittelalter gestaltete. Das Unter-Wasser-Projekt des Landesamts für Denkmalpflege zeigt einmal mehr die Bedeutung der archäologischen Denkmalpflege für die Erforschung und Bewahrung unseres kulturellen Erbes.“

Weitere Auswertung in den kommenden Wochen und Monaten

In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Archäologinnen und Archäologen mit der weiteren Auswertung der Ergebnisse befassen. Weitere Tauchgänge sind zunächst nicht geplant.

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden 2024 im Rahmen der großen Landesausstellung zur Reichenau des Badischen Landesmuseums in den Räumen des Archäologischen Landesmuseum in Konstanz der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das LAD ist hierbei Kooperationspartner.

Original Quelle Baden-Wuerttemberg.de

Bilder Pixabay / Original Quelle

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