Zeugnisse jüdischen Alltagslebens in der Region




Teeservice-Teile im Grafschaftsmuseum zu sehen

Das Teeservice der jüdischen Familie Rothschild/Levi ist ab sofort im Grafschaftsmuseum zu sehen und erinnert deren Schicksal. Foto: Stadt Wertheim


Eine Teekanne, ein Milchkännchen und eine Zuckerdose – das ist geblieben von dem Teeservice, das einmal der in Freudenberg lebenden jüdischen Familie Rothschild/Levi gehörte. Die Familie teilte am 22. Oktober 1940 das Schicksal fast aller badischen Juden und wurde nach Gurs deportiert. Ihren Hausrat musste die Familie zurücklassen. Er wurde fast auf den Tag genau sechs Monate später öffentlich versteigert. Dabei ging das Teeservice der Familie Rothschild/Levi in den Besitz von Anna Kern über, einer Nachbarin aus der Freudenberger Haaggasse.



Deren Töchter, Irene Hefner und Traudel Beck, haben jetzt die drei Stücke an das Grafschaftsmuseum in Wertheim als Schenkung übergeben. Dort werden sie in der jüdischen Abteilung, zusammen mit Informationen und Bildern der Familie Rothschild/Levi ausgestellt. Man sei froh und erleichtert, dass die noch vorhandenen Geschirrteile nun diesen Platz gefunden hätten, so die Schwestern Irene Hefner und Traudel Beck. Sie hätten immer das Gefühl gehabt, dass das Service nicht wirklich ihnen gehöre. Ursprünglich hatte man geplant, Teekanne, Milchkännchen und Zuckerdose an Überlebende der jüdischen Familie zurückzugeben.



Die 1927 geborene Sidda Levi-Sade, deren Eltern, Schwester und Großmutter von den Nationalsozialisten ermordet wurden, entschied, dass das Porzellan zur Erinnerung an das Schicksal ihrer Familie in einem Museum ausgestellt werden solle. Hier sind die Gegenstände nun ein nicht alltägliches Zeugnis jüdischer Alltagsgegenstände in deutschen Haushalten, wie sich die Leiterin des Grafschaftsmuseums, Stefanie Arz und ihre Mitarbeiterin Ursula Wehner freuten. Die Serviceteile stünden aber auch für 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, erinnerte Professor Dr. Joachim Maier an das besondere Jubiläum, das 2021 begangen wird.



Maier ist Herausgeber des 2014 erschienenen Gedenkbuches „Die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Freudenberg am Main“, in dem er auch auf das Schicksal der Familie Rothschild/Levi eingegangen war. Zur Übergabe wurde er von dem Freudenberger Dr. Bertram Söller und Kreisarchivarin Claudia Wieland begleitet.

Quelle : Wertheim.de

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