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29.10.2021 – 11:09
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
Nürnberg (ots)
Die deutschen Narkoseärzte warnen vor einer Überlastung der Krankenhäuser durch die Pandemie und die Folgen verschobener Operationen: „Vor allem durch verstärktes Impfen müssen wir unbedingt verhindern, dass die Intensivstationen noch mehr Covid-19-Patienten aufnehmen müssen und deshalb andere Krankenhaus-Abteilungen in ihrem Betrieb eingeschränkt werden“, sagt Professor Dr. Götz Geldner, Präsident des „Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten“ (BDA) mit mehr als 20.000 Anästhesistinnen und Anästhesisten in der Mitgliederschaft.
Um die Intensivpatienten versorgen zu können, mussten in den ersten Wellen Operationssäle zeitweise geschlossen und Schwestern und Pfleger aus der Anästhesie in die Intensivmedizin geschickt werden. Besonders nach der zweiten Corona-Welle habe man gesehen, so Geldner, welche Auswirkungen das für andere Kranke gehabt habe: So habe sich der Zustand von Patienten, die sich dringend einer Operation zum Beispiel am Herzen oder am Rücken unterziehen mussten, in den folgenden Wochen und Monaten gefährlich verschlechtert: „Das gilt es in der laufenden vierten Welle und im kommenden Winter zu vermeiden.“
Koalitionsparteien sollen sich des Pflegenotstands und der Folgen annehmen
Professor Geldner appelliert gleichzeitig eindringlich an die möglichen Koalitionsparteien in Berlin, sich des Pflegenotstands und deshalb nicht belegbarer Betten auf den Intensivstationen anzunehmen: „In immer mehr Krankenhäusern kann ein großer Teil der offenen Stellen für Intensivschwestern und -pfleger über Monate nicht besetzt werden.“ Die Folge: Nicht alle verfügbaren Betten können betrieben werden. Das verbliebene Personal ist überlastet. Schwerkranke müssen unter Umständen in weiter entfernte Kliniken transportiert oder verlegt werden. Größere Operationen, die eine Überwachung der Patienten auf der Intensivstation erfordern, müssen – entgegen jeder Empfehlung und Verantwortung – verschoben werden.
„Die Politik muss den noch vorhandenen Schwestern und Pflegern in der Intensivmedizin und in der Anästhesie eine glaubhafte und gute Perspektive geben“, fordert BDA-Präsident Geldner. Er schlägt vor, Pflegekräfte mit höheren Belastung durch schwerere Fälle und mehr Schichtdienst besser zu bezahlen. Es gehe aber nicht nur um eine gerechte Bezahlung, sondern auch um eine stärkere Berücksichtigung der „Work-Lifetime-Balance“, die Anpassung der Beanspruchung an Leistungsmöglichkeiten der einzelnen Kollegin oder des Kollegen: „Wir haben den Exodus kommen sehen. Jetzt ist er da. Und jetzt muss sofort etwas dagegen getan werden! Es bleibt keine Zeit mehr für Bekundungen und Diskussionen. Sonst wird das irgendwann Menschenleben kosten – das ist absehbar!“
Ein Anästhesist pro Patient im OP und mehr Personal zur Ausbildung
Während die Personalnot im Pflegebereich akut ist, droht sie nach Geldners Einschätzung auch bei Anästhesistinnen und Anästhesisten: Auch hier fordert der BDA-Präsident von der Politik und den möglichen Koalitionären schnell Verbesserungen: „Wir brauchen pro Patient im Operationssaal eine Anästhesistin oder einen Anästhesisten. Alles andere ist lebensgefährlich!“
Jeden Tag zu jeder Zeit müsse in ganz Deutschland eine qualifizierte Anästhesistin oder ein qualifizierter Anästhesist verfügbar sein, um eine hoch qualitative Behandlung jedes Patienten in den Bereichen Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu gewährleisten, macht der BDA deutlich. Dies sei vor allem zu erreichen durch die Sicherung der ärztlichen Ausbildung: „Wir benötigen mehr Medizin-Studienplätze und für junge Anästhesistinnen und Anästhesisten im ersten halben Berufsjahr eine doppelte Besetzung, einen erfahre Kollegin oder einen erfahrenen Kollegen in direkter Nähe“, sagt Professor Geldner. „Anders als Stationsärzte können sie Anästhesisten im OP in den ersten Monaten nicht ohne Gefahr allein arbeiten lassen.“
Geldner bietet Politikerinnen und Politikern an, vor allem jenen in den Koalitionsverhandlungen in Berlin, mit den Anästhesisten ins Gespräch zu kommen und sich in Operationssälen und auf Intensivstationen selbst ein Bild von der zum Teil bedrohlichen Lage zu machen.
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Original Quelle Presseportal.de
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