Berliner Gedenktafel für Tony Sender
Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa erinnert seit heute mit einer Berliner Gedenktafel an die Politikerin und Journalistin Tony Sender (1888–1964). Sie war von 1920 bis 1933 Reichstagsabgeordnete der USPD und SPD und gilt als eine der bekanntesten Politikerinnen der Weimarer Republik.
Anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel sagte Kulturstaatssekretär Dr. Torsten Wöhlert: „Ihr ganzes Leben kämpfte Tony Sender für die Rechte der Arbeiterschaft, für demokratische Werte und eine gleichberechtigte Stellung der Frauen. Sie zeigte im Kampf gegen den Nationalsozialismus, Rassismus und Menschenverachtung eine klare, standfeste Haltung, die man – die ich – nur als vorbildhaft bezeichnen kann. … Aktivistinnen wie Tony Sender erinnern uns an unsere Verantwortung – im Hier und Jetzt.“
Geboren am 29. November 1888 in eine orthodox jüdische Familie in Biebrich (heute Wiesbaden), verließ Tony Sender ihre Familie schon als Jugendliche, um in Frankfurt am Main einen Beruf zu erlernen und als Frau unabhängig zu leben. Sie trat der SPD bei und wurde Gewerkschaftsmitglied, nach Kriegsende engagierte sie sich in der Arbeiterrätebewegung und gehörte ab 1919 als einzige Frau der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an.
Als Mitbegründerin der USPD wurde sie 1920 in den Reichstag gewählt, nach der Wiedervereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien 1922 gehörte sie bis 1933 der SPD-Fraktion an. Ihr Arbeitsschwerpunkte bildeten Außen- und Wirtschaftspolitik, sie galt als Expertin für Zoll- und Handelsfragen. Noch vor 1933 wurde Tony Sender als Frau, gebürtige Jüdin und Antifaschistin zur Zielscheibe der Nationalsozialisten, wurde bedroht und beschimpft. Um die drohende nationalsozialistische Machtübernahme zu verhindern, plädierte sie 1932 für einen reichsweiten Generalstreik.
Nach 1933 zur Flucht gezwungen, ging sie zunächst in die Tschechoslowakische Republik und später nach Antwerpen, wo sie sich dem Widerstand gegen das NS-Regime anschloss. Letztendlich emigrierte sie in die USA, wo sie 1943 eingebürgert wurde. Hier war Tony Sender weiterhin politisch tätig, arbeitete als Journalistin und engagierte sich in jüdischen Hilfsorganisationen. Ab 1944 arbeitete sie als Wirtschaftsexpertin für die Vereinten Nationen, setzte sich für die UN-Kommissionen für Menschenrechte und die Rechtsstellung der Frau ein. In ihrer Autobiografie beschrieb sie sich selbst als „deutsche Rebellin“.
Tony Sender starb am 26. Juni 1964 in New York.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Besonderer Dank gilt der GASAG AG, die als langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms die Tafel für Tony Sender finanziert hat.
Original Quelle Berlin.de
Bilder Pixabay / Original Quelle
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