Psychiater: Schule darf in Pandemie nicht nur auf Leistung schauen

Klassenraum in einer Schule, über dts Nachrichtenagentur


Foto: Klassenraum in einer Schule, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Vor dem Hintergrund der Beratungen der Kultusminister haben Kinderpsychiater die Rolle der Schulen hervorgehoben, um die Pandemiefolgen für Kinder abzufedern. Der Umgang der Schule mit der Corona-Situation sei „sehr entscheidend“, sagte der Präsident des Verbandes DGKJP, Michael Kölch, der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).

„Wenn nur auf die Leistung geschaut wird und der Leistungsdruck sogar erhöht wird, setzt man auf die ohnehin schwierige Situation noch einen großen Stressfaktor oben drauf.“ Auch in der Schule sollte das allgemeine Aufwachsen der Kinder nicht aus dem Blick verloren werden. Gerade dieser Leistungsstress könne langfristig wirken. Besonders die lang andauernden Beschränkungen bewertete der Kinderpsychiater als belastend für Kinder.

„Je länger Belastungsfaktoren bestehen, desto mehr vertiefen sie sich und desto mehr ziehen sie auch Konsequenzen nach sich.“ Rückblickend sei der erste Lockdown nicht das Dramatische gewesen, eine kurze Schulschließung von vier Wochen hätte vermutlich wenig Folgen gehabt. „Aber wenn die Einschränkungen über mittlerweile zwei Jahre andauern, nimmt die Belastung deutlich zu“, sagte der Kinder- und Jugendpsychiater von der Universitätsmedizin Rostock. Es stehe außer Frage, dass Kinder stärker belastet sind, da sich das übliche Leben stark verändert habe.

„Gerade für diejenigen, die zuvor schon psychische Probleme hatten, verschärft sich durch die Pandemie die Situation zusätzlich“, so Kölch. Die typischste Folge der Pandemie bei Kindern seien emotionale Störungen. Zugleich hob der DGKJP-Präsident aber auch positive Lerneffekte für Kinder hervor. „Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Kinder während der Pandemie auch vieles gelernt und extrem gut bewältigt haben.“

Kinder beherrschten jetzt etwa digitalen Unterricht und meistern ihren Alltag trotz der schwierigen Bedingungen. „Ansonsten drängt man Kinder in eine Opferrolle. Ganz so, als hätten sie nicht auch sehr viel Positives geschafft“, so Kölch.

dts Nachrichtenagentur

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