Mainz (ots)
Bakhmut holds! So verkündet es Tag um Tag ein der Ukraine zugeneigter Twitter-Account. Die Front gegen den russischen Angreifer stehe also. Das wird aber nicht mehr lange so sein, nimmt man die Wortwahl der ukrainischen Regierung zum Maßstab. Genau mit den jetzt verwendeten Vokabeln wurde stets die schwierige Lage geschildert, kurz bevor den angreifenden Mordbuben wieder ein Stück Land überlassen werden musste. Was das im Einzelnen für die Gefechtslage in der Oblast Donezk und darüber hinaus bedeutet, ist für Militär-Laien schwer zu durchschauen. Gewiss scheint, dass hier nicht die letzte ukrainische Verteidigungslinie im Donbas fällt; gewiss ferner, dass Russland allenfalls einen Pyrrhussieg feiern darf. Dazu passt, dass aus den Vereinigten Staaten die Empfehlung gekommen sein soll, die in Bachmut verbliebenen ukrainischen Truppen andernorts sinnvoller einzusetzen. Russland hat wieder viel Zeit gebraucht für einen überschaubaren Erfolg, der nicht einmal wie geplant zum Jahrestag des Kriegsbeginns verkündet werden konnte. Dabei sollte es nun mit Blick auf westliche Kampfpanzer besonders schnell gehen. Russland hat überdies tausende Soldaten in Bachmut und weiter südlich verbraucht – um einmal sprachlich das unmenschliche Kalkül der von Gerd Koenen treffend beschriebenen „autodestruktiven Kriegsführung“ Russlands aufzugreifen. Der Fall von Bachmut wäre trotz allem eine schlechte Nachricht für die Ukraine und für das Bemühen, einen verbrecherischen Vorstoß zu stoppen. Viel schlimmer ist indes der Ausblick, den die Luftbilder der zerstörten Stadt mit einst 75.000 Einwohnern (wieder einmal) geben: So sieht sie aus, die russische Welt, das ist die Perspektive, welche die „Befreiung“ nach russischer Unart bietet.
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