Gerecht / Kommentar von Stephen Weber zum Kuseler Polizistenmordprozess

Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

Es gibt Taten, die entbehren offensichtlich jedweder Logik. Jeder Nachvollziehbarkeit. Das Landgericht Kaiserslautern hat Andreas S. für schuldig befunden, zwei Menschen ermordet zu haben, zwei Polizisten im Dienst. Aus anscheinend nichtigen Gründen. Um die – im Vergleich – Bagatell-Straftat der Wilderei zu vertuschen. Weil das Landgericht bei seinem Urteil die besondere Schwere der Schuld festgestellt hat, muss Andreas S. für mindestens 15 Jahre ins Gefängnis, wahrscheinlich mindestens einige Jahre länger. Ein richtiges Urteil. Die Hemmschwelle eines Menschen, einen anderen Menschen zu töten, ist im Regelfall äußerst hoch. Bei Andreas S. genügte in jener Januarnacht jedoch nur ein kleiner Funken, um in ihm ein emotionales Höllenfeuer auszulösen. Zudem richtete sich seine Tat gegen zwei Menschen in Uniform. Zwei junge Polizisten, die sich dem Dienst verschrieben hatten, uns als Bürger, als Gesellschaft, zu schützen. Der Rechtsstaat muss daher mit voller Härte gegen diejenigen vorgehen, die ihn derart angreifen, ihn nachhaltig verletzen. Denn die Tat versetzte bundesweit die Polizei in Schockstarre, sie führte dazu, dass Polizisten, die für Sicherheit sorgen sollen, sich selbst nicht mehr sicher fühlten. Aber: Das Landgericht verzichtete bei seinem Urteil gegen Andreas S. auf eine anschließende Sicherheitsverwahrung. Auch das ist richtig. Egal, wie monströs die Tat war, es war das erste Gewaltverbrechen von Andreas S.. Selbst der psychiatrische Gutachter, der ihm psychopathische Züge diagnostizierte, stufte eine Rückfallgefahr als sehr gering ein. Ja, ein Rechtsstaat muss nicht nur hart sein, er muss vor allem eines sein: gerecht.

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