Berlin (ots)
Die Internationale Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen (Ican) hat vor einer Enttabuisierung von Atomwaffen gewarnt. Zunehmend werde über taktische nukleare Schläge oder ähnliches, wie einen begrenzten Atomkrieg, diskutiert. „Das erweckt den Eindruck, als ob Atomwaffen doch irgendwie akzeptabel sind“, kritisiert Florian Eblenkamp von Ican Deutschland im Gespräch mit „nd.Der Tag“ (Mittwochausgabe). „Damit wird das nukleare Tabu aufgeweicht.“ Der Kampagne, die 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, haben sich weltweit über 450 Organisationen angeschlossen.
Durch den Ukraine-Krieg und die Aufkündigung des New-Start-Vertrags durch Russland ist nach Einschätzung von Eblenkamp die Atomkriegsgefahr enorm gestiegen. „Noch stehen wir nicht kurz vor dem Moment, bei dem auf den Knopf gedrückt wird.“ Denn an den Atomwaffen seien noch keine Bewegungen festgestellt worden. Aber durch den Ukraine-Krieg herrsche „Stress in den militärischen Apparaten“. „Das kann sehr leicht zu Missverständnissen führen.“
Die politische Debatte über die Bedrohung durch Atomwaffen dreht sich vor allem um Russland, Nordkorea oder Iran. Doch Eblenkamp macht auch die westlichen Atomwaffenstaaten mit verantwortlich: Indem diese am Konzept der nuklearen Abschreckung festhalten, schafften sie einen Anreiz zur Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen. „Solange sie so tun, als seien Atomwaffen in irgendeiner Form rational oder akzeptabel, wird es weitere Staaten geben, die nach einer Atomwaffe streben.“
Ican fordert einen neuen Anlauf, die Gefahr einer Eskalation zu verringern. „Der G7-Gipfel, der dieses Jahr im Mai in Hiroshima stattfindet, könnte ein Zeitpunkt sein, nukleare Abrüstung wieder ganz oben auf die Agenda zu setzen.“
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