Weihbischof Dr. Dr. Würtz: Klosterkirche ein besonderer Ort bis zum heutigen Tag
Weihbischof Dr. Dr. Christian Würtz aus dem Erzbistum Freiburg sprach im Gottesdienst von einem großen Tag für die Abtei und ihr gesamtes Umland. Er berichtete, wie sich der Einsatz von Altären in der christlichen Kirche entwickelt hat. Altäre seien ein „Zeichen für Jesus Christus“, weshalb man sie weihe. Beim Weihgebet gehe man davon aus, dass ein Altar „idealerweise für immer“ errichtet werde. Tatsächlich sei der Bronnbacher Alter 800 Jahre lang im Grunde so belassen worden, wie er ursprünglich war, „auch wenn er immer weiter geschmückt und verziert wurde, zuletzt in der Barockzeit vor 300 Jahren“.
Der Weihbischof sah die Bronnbacher Klosterkirche als „ganz besonderen Ort bis zum heutigen Tag.“ Wer sich mit dem Glauben schwer tue, der könne hier eine Ahnung davon erhalten, dass es „etwas Größeres gibt als das, was wir sehen können.“ Gläubige hingegen könnten ihrem Gott in der Klosterkirche in besonderer Weise nahe sein. Dr. Dr. Würtz dankte auch dem Landkreis, der das Kloster in den vergangenen 35 Jahren renoviert, revitalisiert und sinnvollen neuen Nutzungen zugeführt habe. In den Dank schloss er auch alle ein, „die sich mit dem Kloster identifizieren und sich dafür interessieren.“ Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt von Regina Oetzel an der Orgel und dem Blechbläser-Ensemble des Musikvereins Umpfertal Boxberg.
Landrat Schauder bekennt sich „ohne Wenn und Aber“ zum Kloster Bronnbach
Landrat Christoph Schauder zeichnete in seiner Rede beim Empfang im Kreuzgang-Innenhof 800 Jahre europäische Geschichte nach. Zum einen habe das Kloster Bronnbach diese direkt oder indirekt miterlebt. Zum anderen könne das Kloster selbst auf geschichtsträchtige Jahrhunderte zurückblicken. Mitte des 11. Jahrhunderts begann in Bronnbach das mönchische Leben; im Jahr 1222 wurde die Kirche als das markanteste Gebäude der mittelalterlichen Klosteranlage fertig gestellt. 1803 fand die 650 Jahre dauernde Geschichte als Zisterzienserkloster ihr Ende mit der Säkularisation. Der gesamte Besitz ging an das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg über. 1986 kaufte der Main-Tauber-Kreis die Liegenschaft auf Initiative des damaligen Landrats Georg Denzer und hat sie seitdem in seinem Besitz.
Mit Blick auf die Geschichte zeige sich leider auch, dass sich manches immer wieder wiederholt. Schauder nannte hier Machthaber, die immer wieder Kriege anzetteln und viel Leid über die Menschen bringen – wie aktuell beim russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Deshalb rief er dazu auf, dankbar zu sein, dass die Menschen in Deutschland in einem freien, demokratischen Rechtsstaat leben können, in einer „tollen und offenen Gesellschaft“. Gleichwohl sei seit dem Kriegsbeginn vieles nicht mehr so, wie es war. „Viele politische und moralische Selbstverständlichkeiten scheinen nicht mehr zu gelten. Die Welt ist aus den Angeln gehoben. Die Auswirkungen auf unser tägliches Leben sind noch nicht abschätzbar.“
Der Landrat würdigte nicht nur die erheblichen Anstrengungen und die großen Investitionen, die der Main-Tauber-Kreis in den Amtszeiten seiner beiden Vorgänger Georg Denzer und Reinhard Frank zur Sanierung und neuen Nutzung des Klosters geleistet habe. Er bezeichnete den Kauf der Anlage durch den Kreis auch als „kluge, richtige und wichtige Entscheidung zur Erhaltung dieses einmaligen Kulturgutes“. Daher bekenne er sich ebenfalls „ohne Wenn und Aber“ zum Kloster Bronnbach. Der Landkreis habe bereits viel erreicht und investiert und werde dies auch weiterhin tun. Es seien noch weitere erhebliche Anstrengungen notwendig, „und für die Erhaltung brauchen wir die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg.“ In den nächsten Jahren stünden die Fürstenzimmer, der Saalgarten und das Bursariat II auf dem Plan. „Kreistag und Verwaltung werden gemeinsam überlegen, wie wir unsere Ressourcen hierfür klug einsetzen.“
Vize-Ministerpräsident Thomas Strobl würdigt Engagement des Landkreises
Der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl machte in seiner Festrede deutlich, dass nichts als selbstverständlich wahrgenommen werden dürfe. Vielmehr seien Gesundheit, Frieden, Freiheit und Demokratie besonders wertvolle Güter. Dies hätten besonders die vergangenen beiden Jahre gezeigt. Die Zeit seit Beginn der Corona-Pandemie habe aber auch positive Seiten gehabt. Strobl nannte den gewaltigen Schub nach vorn, den die Digitalisierung in den vergangenen beiden Jahren gemacht habe – ein Thema, das zu seinen Zuständigkeiten als Minister gehöre. Sowohl die Baugeschichte des Klosters Bronnbach als auch das Land Baden-Württemberg zeichneten sich dadurch aus, dass sie einerseits eine große Vielfalt beinhalten, andererseits im Ergebnis aber große Harmonie ausstrahlen. Mit dem Kauf und der Erhaltung des Klosters Bronnbach habe der Landkreis in vorbildlicher Weise Verantwortung übernommen. Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine kritisierte er als „Angriff auch auf die Art, wie wir leben, auf unsere Vorstellungen von Menschenwürde.“ Die Menschenwürde werde in diesem Krieg mit Füßen getreten.
Ehrengäste des Jubiläumsfestes
Zu den besonderen Ehrengästen des Abends gehörten Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, deren Familie von 1803 bis 1986 Eigentümer der Klosteranlage war. Ebenfalls nahmen die beiden Vorgänger von Landrat Schauder, Georg Denzer und Reinhard Frank, sowie der Landrat des Landkreises Bamberg, Johann Kalb, an der Festveranstaltung teil. Kalb war geladen, weil sich unter Federführung des Landkreises Bamberg 17 Partner aus fünf Ländern – darunter das Kloster Bronnbach – um das Europäische Kulturerbe-Siegel bewerben. Der Oberbürgermeister der Stadt Wertheim, Markus Herrera Torrez, die Dekane beider Kirchen, Kreisrätinnen und Kreisräte sowie Vertreterinnen und Vertreter der mit der Landkreisverwaltung verbundenen Institutionen waren ebenfalls Gäste.
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