
[ad_1]
Rückblick auf 20 Jahre / Wirken Edgar Beucherts gewürdigt
Zwei wichtige Ereignisse fallen in diesen Wochen in Wertheim zusammen: Das Sanierungsprojekt Kernstadt liegt nach rund zwei Jahrzehnten in den letzten Zügen; die Umgestaltung des alten Sparkassengebäudes ist eine abschließende große Maßnahme. Und Edgar Beuchert, fast 30 Jahre lang Geschäftsführer von Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) und Wohnbau, geht in den Ruhestand. Eine sehr gut besuchte öffentliche Veranstaltung in der Aula Alte Steige boten Gelegenheit für einen Rückblick und eine Würdigung.
Die Stadt Wertheim sei sich der Bedeutung ihres städtebaulich historischen Erbes bewusst. Sie sehe es als ihre Pflicht an, das denkmalgeschützte Erscheinungsbild auch für kommende Generationen zu bewahren, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez einleitend. Aber auch wenn sich Wertheim seinen mittelalterlich geprägten Charakter bis heute habe bewahren können, entwickle sich die Stadt doch ständig weiter.
„Stadtsanierung ist mehr als die Beseitigung städtebaulicher Mängel“, so der Oberbürgermeister. Die Ziele hätten sich gegenüber den 70er Jahren zum Teil geändert. So gelte es etwa, die Wohnformen und die Wohnqualität in der Altstadt zu verbessern, zeitgemäße und wettbewerbsfähige Raumangebote für den örtlichen Einzelhandel zu schaffen und, als Ausgleich zur dichten Bebauung, wohnortnahe Grün- und Freiflächen anzubieten. Einen großen Erfolg der Sanierungsmaßnahmen sah Herrera Torrez in der Tatsache, dass die Einwohnerzahl in der Altstadt seit geraumer Zeit wieder stetig ansteigt. „Das macht mich unglaublich stolz“, erklärte er.
„Wissen Sie noch, wie Wertheim zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausgesehen hat?“, hatte der OB in seiner Begrüßung gefragt. Wem das nicht mehr geläufig war, der konnte seine Erinnerungen anhand zahlreicher Fotos auffrischen, mit denen Edgar Beuchert seinen rund einstündigen Vortrag untermalte. Viele Vorher-Nachher-Vergleiche machten die Unterschiede zwischen einstigem und heutigem Erscheinungsbild besonders deutlich.
In Wertheim, so der Geschäftsführer, habe es schon ab den 1970er Jahren Sanierungsprogramme gegeben. „Vor 20 Jahren war es dann ein Novum, dass über die bisherigen, abgeschlossenen Sanierungsgebiete ein neues gelegt wurde, das annähernd 600 Grundstücke umfasst.“ Begonnen habe man mit einem Förderrahmen von rund drei Millionen Euro. Heute liege die Summe, nach mehreren Aufstockungen, bei fast 14,5 Millionen Euro, wovon die Stadt gut 5,9 Millionen Euro beigesteuert hat. Das gesamte Sanierungsvolumen bezifferte Beuchert auf stolze 64,4 Millionen Euro. „Das war ein enormes Konjunkturprogramm für die heimischen Handwerksbetriebe.“
Im Zeitraum von 20 Jahren wurden ohne zusätzlichen Flächenverbrauch 234 Wohnungen neu geschaffen. „Unser Ziel war es immer, privaten Interessenten den Vortritt zu lassen“, verwies Beuchert auf 199 abgeschlossene Sanierungsverträge. Nur wenn es keine andere Möglichkeit gegeben habe, seien Steg oder Wohnbau nicht nur als Sanierungs-, sondern auch als Bauträger aufgetreten. 47 bis dahin leerstehende Gebäude, die nicht mehr saniert werden konnten, wurden erneuert. „Es ist aber auch gelungen, manches Haus vor dem Abriss zu retten.“
Anschaulich verdeutlichte der Referent, dass Bauen in der Altstadt nicht nur deutlich teurer ist als auf der grünen Wiese, sondern auch, nicht zuletzt wegen der engen Gassen, erheblich komplexer und komplizierter. Dennoch – und trotz mancher Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz – wurde viel erreicht. „Blickt man vom Eichelgassenkreuz Richtung Marktplatz, hat auf der linken Seite der Gasse jedes Haus, bis auf eines, eine Sanierungsmaßnahme erfahren.“ Erhebliche Umgestaltungen erfuhr, wie eine Fotoserie zeigte, der Neuplatz. Ein Raunen ging durchs Publikum, als Beuchert an den Abriss und Neubau auf dem sogenannten „Schüssler-Areal“ in der Zollgasse erinnerte. Und das waren nur einige wenige der vielen Projekte, auf die Beuchert in seinem Vortrag einging.
Als wesentliche Erfolgsfaktoren der Kernstadtsanierung seit 2002 benannte der scheidende Steg- und Wohnbaugeschäftsführer die große Mitwirkungsbereitschaft bei Eigentümern und Investoren. Dass letztlich bei vielen Gebäuden der Anbau von Balkonen in der Altstadt genehmigt wurde, habe die Wohnqualität erheblich gesteigert. Entscheidend waren natürlich finanzielle Anreize durch Zuschüsse und Abschreibungsmöglichkeiten. Und schließlich und nicht zuletzt „spielte das große Vertrauen, das Stadt, Gemeinderat und Aufsichtsrat in die Arbeit von Steg und Wohnbau setzten und setzen, eine bedeutende Rolle“.
Dieses Vertrauen bekräftigte abschließend noch einmal Oberbürgermeister Herrera Torrez in seiner Laudatio auf Edgar Beuchert. Um Projekte wie die Sanierung der Altstadt zu bewältigen, „dazu braucht es die Mutigen und die Willigen“, sagte er. Besonders hob der OB hervor, dass dabei dem Nachhaltigkeitsgedanken schon Rechnung getragen worden ist, als dieser noch nicht in aller Munde war. Edgar Beuchert sei „ein Ermöglicher und ein Macher. Irgendwie hat er immer alles hingekriegt“, zitierte der OB Mitstreiter des Geschäftsführers. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe Beuchert Spuren in der Stadt hinterlassen. „Die Entwicklung Wertheims in den vergangenen Jahrzehnten ist maßgeblich mit seinem Namen verbunden.“ Abschließend überreichte der OB dem scheidenden Geschäftsführer ein großformatiges Luftbild der Wertheimer Altstadt und an Beucherts Ehefrau Andrea einen Blumenstrauß.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar