Landrat Christoph Schauder schätzte den Verstorbenen als Gesprächspartner hoch und würdigte seine Arbeit, mit der er den Main-Tauber-Kreis maßgeblich mitgeprägt habe. „Ich bin am 1. August 2019 als Erster Landesbeamter in den Main-Tauber-Kreis gekommen und hatte am 4. August meine erste Begegnung mit Jörg Hasenbusch. Hieran haben sich unzählige Begegnungen und Gespräche angeschlossen, die ich sehr vermissen werde.“ Schauder erinnert daran, dass Jörg Hasenbusch besonders stolz sein konnte auf das Erreichte auf den Gebieten Hochwasserschutz, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, auf Pilotprojekte wie das Modellprojekt zur Pflege der Trockenhänge und auf die Umsetzung der Verwaltungsstrukturreform 2005. In deren Rahmen waren zahlreiche zuvor selbständige untere Sonderbehörden erfolgreich in das Landratsamt eingegliedert worden. Eine wichtige Wegmarke sei auch die Zeit nach der Wende als Aufbauhelfer in Sachsen gewesen, als es darum ging, die neuen Verwaltungsstrukturen zu etablieren. Die dabei geknüpften Kontakte führten zu der bis heute bestehenden Partnerschaft zum Landkreis Bautzen. Auch die Bewältigung der Hochwasserkatastrophe 1984 würdigte Landrat Schauder besonders.
Georg Denzer, Landrat des Main-Tauber-Kreises von 1981 bis 2005, hat seinen langjährigen Stellvertreter einmal als „den besten Ersten Landesbeamten, den man sich wünschen kann“, bezeichnet. Und für Reinhard Frank, Landrat von 2005 bis 2021, verfügte Jörg Hasenbusch über „das richtige Maß an Gesetzestreue und Pragmatismus, stets am Wohl des Bürgers orientiert“. Als Chef sei Jörg Hasenbusch motivierend und den Menschen zugewandt gewesen. In mehr als 40 Dienstjahren habe er Maßstäbe gesetzt, sich um den Landkreis und seine Menschen verdient gemacht. Hasenbusch sei ein „Vorbild für unsere Gesellschaft“.
Am 10. April 2008, seinem 65. Geburtstag, ist Jörg Hasenbusch im Bernhardsaal des Klosters Bronnbach vor 200 Gästen mit Applaus im Stehen in den Ruhestand verabschiedet worden. In diesem Rahmen würdigte der damalige Bevollmächtigte des Landes Baden-Württemberg beim Bund und heutige Landtagsvizepräsident, Professor Dr. Wolfgang Reinhart MdL, Jörg Hasenbusch als „wichtigsten Botschafter zwischen der Landesregierung und dem Kreis“. Dabei sei Jörg Hasenbusch „das personifizierte Frühwarnsystem für den Kreis“ gewesen. „Wenn es Probleme gab, konnte man sich sicher sein, dass Jörg Hasenbusch sie aufgriff und die Landesregierung davon unterrichtete“, formulierte Prof. Dr. Reinhart.
Auch der damalige Bürgermeister von Grünsfeld, Alfred Beetz, lobte Jörgs Hasenbusch Arbeit anlässlich der Verabschiedung: „Die Kommunen haben sich darauf verlassen können, dass nicht nur angekündigt und versprochen wurde, und dabei hat Jörg Hasenbusch nie Vorschriften wie eine Monstranz vor sich hergetragen, sondern nach Lösungen gesucht.“
Jörg Hasenbusch wurde 1943 in Bublitz (Pommern) geboren, musste 1945 mit seiner Mutter aus der Heimat fliehen und verbrachte seine Kindheit in der Lüneburger Heide, Kiel und Düsseldorf. In Düsseldorf machte Hasenbusch Abitur und studierte zunächst Philosophie und Germanistik in Tübingen, danach Rechtswissenschaften in Würzburg, Genf und Freiburg. Nach dem zweiten Staatsexamen war der Volljurist ab 1973 als Regierungsassessor beim Landratsamt Esslingen tätig und leitete dort die Außenstelle Nürtingen. Von 1975 bis 1977 war Hasenbusch Persönlicher Referent des Regierungspräsidenten von Stuttgart sowie Pressereferent der Behörde. Seine nächste berufliche Station war das Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Familie und Sozialordnung in Stuttgart, wo Hasenbusch unter anderem die „Aktion Familie“ koordinierte, die die Bevölkerung für Belange der Familien sensibilisieren sollte.
Es folgte 1981 der Wechsel zum Landratsamt Main-Tauber-Kreis. Hier war Hasenbusch als Erster Landesbeamter nicht nur ständiger allgemeiner Stellvertreter des Landrats, sondern darüber hinaus für den Großteil des staatlichen Bereichs zuständig, der neben den kommunalen Aufgaben zum Landratsamt gehört. Hasenbusch leitete zuletzt das Dezernat „Umwelt und Technik“, das nach der Verwaltungsstrukturreform Anfang 2005 erheblich gewachsen war. Im Jahr 2008 gehörten dazu das Bauamt, das Umweltschutzamt, das Landwirtschaftsamt, das Forstamt, das Vermessungs- und Flurneuordnungsamt und das Veterinäramt mit insgesamt rund 240 Mitarbeitenden.
Jörg Hasenbusch hatte in Tauberfranken seine Heimat gefunden und lebte mit seiner Ehefrau in Königheim. Bemerkenswert war auch sein ehrenamtliches Engagement. Von 1990 bis 2000 war Jörg Hasenbusch Vorsitzender des TSV Tauberbischofsheim. In dieser Zeit erhöhten sich die Mitgliederzahlen, wurden das Stadion und weitere sportliche Einrichtungen saniert und die neue Sporthalle am Wört gebaut. Im Jahr 2011 wurde Jörg Hasenbusch zum Ersten Vorsitzenden der „Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung im Main-Tauber-Kreis“ gewählt. Dieses Amt übte er mehr als zehn Jahre lang aus und brachte sich dafür ein, die Inklusion und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben zu stärken sowie geistig behinderten Menschen das Wahlrecht zu geben. Unter seinem Vorsitz steigerte sich die Beratungstätigkeit des Vereins enorm. Das Nebengebäude des Irma-Volkert-Hauses in Heckfeld wurde zu einem Sport- und Begegnungszentrum umgebaut. Erst kürzlich wurde er zum Ehrenmitglied der Lebenshilfe ernannt.
Darüber hinaus setzte Jörg Hasenbusch sich für die Jeunesses Musicales Deutschland (JMD) mit der Musikakademie Schloss Weikersheim ein und begleitete das Kreisjugendorchester Main-Tauber in Zusammenarbeit mit der JMD. Nach der Neukonzeption als Kreisjugendblasorchester wirkte er dort als Sponsoringbeauftragter. Für das Kloster Bronnbach setzte er sich als ehrenamtlicher Leiter der Bronnbacher Akademie, bei der Entwicklung der historischen Anlage sowie als Beisitzer im Verein „Freunde des Klosters Bronnbach“ ein.
INFO
Der Main-Tauber-Kreis richtet einen Gedenkgottesdienst mit den Patres der Missionare von der Heiligen Familie am Freitag, 2. Juni, um 14 Uhr in der Klosterkirche Bronnbach aus.
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