Der Landraub / Andreas Härtel zu Russlands Angriff auf den Westen

Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

Ohnehin sind dies keine Zeiten für schwache Nerven. Mit der Annexion weiter Teile der Ostukraine spitzt Russland den Konflikt mit dem Westen nun abermals zu. Für Kriegsherr Wladimir Putin steht es damit Spitz auf Knopf. Denn er hat den Ultranationalisten im eigenen Land viel versprochen, hat aber immer noch nichts gewonnen. Die Ukraine wird schließlich den Teufel tun und ihre Truppen zurückziehen. Der Westen wird dem Landraub auch nicht einfach zusehen, weshalb die Unterstützung für Kiew weitergeht. Und was wird Putin da tun, als Imperator auf wackligem Fundament? Er wird den Krieg weiter eskalieren lassen. Dabei muss er nicht zum äußersten Mittel greifen. Dieser Mann geht strategisch vor, und ein Einsatz von Atombomben hätte für ihn das Risiko, endgültig geächtet zu werden, selbst in China. Nein, es gibt noch viele Möglichkeiten, zu provozieren. Er kann weiter mit der Angst vor einem Gau im Atomkraftwerk Saporischschja spielen. Er könnte auch den Westen der Ukraine wieder ins Visier nehmen. Und ja, er könnte vielleicht selbst die Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee zur Eröffnung einer neuen Front im Nervenkrieg mit dem Westen nutzen – indem er Teile der in Kaliningrad stationierten Baltischen Flotte auslaufen lässt, offiziell mit dem Auftrag, russische Infrastruktur zu schützen. Putin könnte den Zeitpunkt als günstig ansehen, denn noch sind Finnland und Schweden nicht offiziell in der Nato. Zudem könnte die Kreml-Propaganda weiter das süßliche Lied von Russland, dem Opfer des Westens, spielen. Klar wäre dann aber immerhin, wer wirklich ein Interesse an der Sabotage der Erdgas-Pipelines hatte.

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