Evangelische Kirche: „Wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, dürfen wir nicht gleichgültig und leise werden“

people standing on gray concrete floor during daytime
Belarus: Quelle: Unsplash / Foto von Andrew

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21.12.2021 – 13:15

EKD – Evangelische Kirche in Deutschland

Hannover (ots)

„Wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, dürfen wir nicht gleichgültig und leise werden“
EKD-Spitzenvertreterinnen schicken zu Weihnachten Briefe an politische Gefangene in Belarus

Die drei Spitzenvertreterinnen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) – die Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, die Präses der Synode Anna-Nicole Heinrich und die stellvertretende Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs schreiben Briefe an politische Gefangene in Belarus. „Das Schicksal der vielen politischen Gefangenen in Belarus geht uns nah. 927 Inhaftierte sind es aktuell, fast täglich werden es mehr“, sagt die Ratsvorsitzende Kurschus. Diese Menschen würden zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt und dürften nicht in Vergessenheit geraten. „Mit unseren Briefen jetzt zu Weihnachten schicken wir ihnen Liebe und Hoffnung in die Einsamkeit der Haft – und hoffen, dass viele Menschen sich uns anschließen und ebenfalls Briefe nach Belarus schicken“, so Kurschus. Jedes Zeichen der Solidarität für Belarus sei wichtig: „Wo die Würde des Menschen, die Menschen selbst, so brutal mit Füßen getreten werden, dürfen wir nicht gleichgültig und leise werden.“

In den vergangenen Wochen und Monaten sind zahlreiche Personen in politisch motivierten Strafprozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. So wurde beispielsweise der belarussische Blogger und Oppositionelle Sergej Tichanowski am 14. Dezember 2021 zu 18 Jahren Haft verurteilt. Hunderte weitere Menschen, die in Untersuchungshaft sitzen und gegen die ein Prozess läuft, erwarten ähnliche Urteile.

Die Ratsvorsitzende Kurschus schrieb in ihrem Brief an Vol’ha Zalatar: „Ich möchte, dass Sie gerade jetzt zu Weihnachten wissen, dass Sie nicht vergessen sind! Viele Menschen in unserer Kirche denken an Sie. Wir sind bewegt von Ihrem Mut und Ihrem Gottvertrauen und hoffen und beten alle, dass Sie bald freigelassen werden – und auch die vielen anderen Inhaftierten.“ Die Sozialwissenschaftlerin und mehrfache Mutter Vol’ha Zalatar (geboren 1983) hatte seit dem Spätsommer 2020 kleine Nachbarschaftsfeste organisiert. Zehn bis 20 Bewohner des Viertels kamen zusammen, sprachen beim Picknick über ihren Alltag und die bewegte politische Lage nach der gefälschten Wahl. Zalatar wurde verhaftet, im Gefängnis schwer misshandelt und wegen „Bildung einer extremistischen Gruppierung“ und der „Organisation von Veranstaltungen zur Störung der öffentlichen Ordnung“ zu vier Jahren Strafkolonie verurteilt.

Präses Anna-Nicole Heinrich schrieb an die Studentin und Aktivistin Alana Hebremaryjam: „Du hast in den Verhören nicht gelogen, weil Du für Wahrhaftigkeit kämpfst und keine Heuchlerin vor Dir selbst und Deinen Freunden sein wolltest. Du bist Du geblieben. Das finde ich enorm beeindruckend! Ich hoffe sehr, dass mein Brief bei Dir ankommt – und damit meine Wünsche und meine große Hoffnung, dass Du Deine Kraft und Deinen Mut nicht verlierst!“ Hebremaryjam (geboren 1997) setzt sich seit Jahren für Demokratie, Jugendbeteiligung und Hochschulpolitik ein. Sie ist die erste schwarze Frau in Belarus, die bei einer Parlamentswahl kandidierte. Wegen Landfriedensbruch wurde sie im Juli 2021 zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Bischöfin Kirsten Fehrs schickte ihren Brief an den Bürgerrechtler Ales Bjaljazki: „Ihre Familie, Ihr Land und wir alle brauchen Menschen wie Sie, die für die Freiheit und die Menschenrechte einstehen. Nun schreibe ich Ihnen ins Gefängnis, der nichts weiter getan hat, als – ausgerechnet! – für unschuldig Inhaftierte die Stimme zu erheben, ihre Namen zu sagen und an das Recht zu erinnern. Ich schreibe Ihnen heute, was Sie über die Jahre so vielen Gefangenen immer wieder gesagt haben: Ich möchte, dass Sie wissen, dass Sie nicht vergessen sind!

Geben Sie nicht auf – hier draußen sind Menschen, die an Sie denken und auf Sie warten. Ich hoffe sehr, dass meine Zeilen Sie erreichen – und damit meine Wünsche und meine große Hoffnung, dass Sie Ihre Kraft und Ihren Mut nicht verlieren!“

Bjaljazki (geboren 1962) ist Gründer des belarussischen Menschenrechtszentrums Vjasna („Frühling“), einer EKD-Partnerorganisation. Er wurde für seine Arbeit unter anderem mit dem alternativen Nobelpreis und dem Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet. Vjasna ist seit Juli 2020 als extremistische Organisation eingestuft und offiziell verboten, Bjaljazki droht eine lange Haft.

Original-Content von: EKD – Evangelische Kirche in Deutschland, übermittelt durch news aktuell

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Original Quelle Presseportal.de

 

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