Früh übt nicht / Kommentar von Christian Knatz zur Iglu-Studie

Allgemeine Zeitung Mainz

Mainz (ots)

So schlecht die Ergebnisse der Iglu-Studie zur Leseleistung von Viertklässlern ausgefallen sind, gibt es doch ein Gutes: Die dümmlichen Diskussionen sind anscheinend in den Hintergrund getreten, die in früheren Jahren zuverlässig jedem Schulvergleichstest gefolgt sind. Wahlweise wurden schlechte Resultate als Argument für eine längere Grundschulzeit oder gegen den Föderalismus angeführt. Und immer lautete die Parole: Mehr Geld ins System! Ein sinnvoller Befund dagegen hat die Jahre überdauert: Nicht auf die Schulform, sondern auf die Qualität des Unterrichts kommt es an. Und da scheint eine Korrelation eindeutig zu sein: In deutschen Grundschulen nimmt Lesen einen im internationalen Vergleich kümmerlichen Anteil am Unterricht ein. Hier kann mit vertretbarem Aufwand daran gearbeitet werden, dass Schulen die womöglich wichtigste aller Fertigkeiten effektiver vermitteln: Texte lesen und erfassen. Anderes ist schwieriger zu bewerkstelligen, und das hat damit zu tun, dass nach wie vor um eine längst gewonnene Erkenntnis herumgedruckst wird: Schlechte Ergebnisse bei Pisa, Iglu und anderen Studien haben in aller Regel mit dem Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund zu tun. Diesen schuldet der Staat Angebote, aber diese wurden lange als Sonderform der Diskriminierung verunglimpft. In Hessen gibt es seit dem Schuljahr 2021/22 verpflichtende „Vorlaufkurse“ für angehende Schulkinder ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Das sollte Schule machen. Aus der Welt geschafft wird das Problem damit nicht, bildungs- und hochsprachferne Milieus auf das Leben vorzubereiten. Aber so kann das Bildungssystem in diejenigen Familien hineinwirken, in denen noch weniger gelesen wird als in deutschen Grundschulen.

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