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Berlin (ots)
Kommentar zu politischen Konsequenzen angesichts steigender Energie- und Lebensmittelpreise
Die Deutschen haben eine Lieblingsangst: Es ist die Inflation. Keiner anderen Volkswirtschaft ist die Furcht vor steigenden Preisen so sehr eingeschrieben wie der hiesigen. So wurde zum Beispiel vor einigen Jahren, als die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldschleusen öffnete, nur hierzulande gewarnt, dass dies die Preise antreiben würde. Doch trat dies nicht ein.
Zugegebenerweise: Eine Inflationsrate von 4,1 Prozent, wie sie das Statistische Bundesamt für diesen September ausweist, ist relativ hoch. Doch muss man dabei auch berücksichtigen, was die Preise derzeit treibt. Nicht zuletzt haut nämlich die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer rein. Zudem waren die Energiepreise, die derzeit durch die Decke gehen, vergangenes Jahr wegen der Coronakrise extrem niedrig. Fast alle Ökonom*innen gehen deswegen davon aus, dass sich der Preisanstieg bald wieder normalisieren wird. Und: Im Vergleich zu D-Mark-Zeiten ist die Teuerungsrate noch recht moderat. Als im Westen noch die Bundesbank die Oberhoheit über die Preisentwicklung hatte und nicht die EZB, waren die Teuerungsraten in der Regel weitaus höher als nach der Einführung des Euros.
Gleichzeitig muss man aber auch so ehrlich sein und zugeben, dass neben der Energie derzeit vor allem Lebensmittel teurer werden. So wird die Inflationsrate zu einer Klassenfrage. Denn während die Mittel- und Oberschicht die derzeitige Inflationsrate gut verkraften können beziehungsweise sie kaum wahrnehmen, spüren die Menschen am unteren Ende der Einkommensskala den Preisanstieg umso mehr. Sie geben nämlich einen größeren Teil ihres Einkommens für Energie und Nahrungsmittel aus. Wenn jetzt also über Maßnahmen gesprochen wird, dann sollten gezielt Geringverdienende entlastet werden und nicht auch die Manager*innen.
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